Japan: Interview mit Gosho Aoyama in der „Detektiv Conan“-Zeitung

Gekkan Meitantei Conan Shinbun„Detektiv Conan“-Autor Gosho Aoyama hat in der dritten Ausgabe der Gekkan Meitantei Conan Shinbun („Monatliche Detektiv Conan-Zeitung“) ein längeres Interview gegeben. Darin spricht er über Themen wie das 20-jährige Bestehen der Serie, die Anfänge von „Detektiv Conan“ und seine Arbeit als Mangaka.

Hier einige Auszüge aus seinen Antworten:

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Oh, sind tatsächlich schon 20 Jahre [seit Beginn der Serialisierung] um? Für mich fühlt es sich irgendwie an, als hätte alles vor sieben, acht Jahren begonnen… als wären nicht einmal zehn Jahre vergangen.

Die Serie wird vielleicht weltweit so geliebt, weil wir Menschen Krimis lieben? Ich weiß darauf aber selbst keine genaue Antwort. Außerdem ist die Serie weniger an Kinder gerichtet, ich zeichne sie eher für Erwachsene. […] Vielleicht also, weil Kinder sich sehr dafür interessieren, was Erwachsene lesen? […]

Mein Lieblingsfall ist der um die Bombe im Touto-Tower („Eine Stadt als Geisel“, Band 36/37). Charaktere und Story haben da sehr gut gepasst, da bin ich zufrieden mit.

Von allem, was ich bisher gezeichnet habe, gefällt mir besonders die Szene bei Shinichis erstem Auftritt nach seiner Schrumpfung in Band 10 [„Der Giftmord“ mit Heiji], wo er über zwei Seiten gezeichnet ist und sagt: „Das sind Sie nicht.“

Aoyama an seinem Arbeitsplatz
Aoyama an seinem Arbeitsplatz

Ganze zwei Tage lang sollte man nicht ohne Schlaf sein. Als ich jünger war, war ich schon mal 30 Stunden hintereinander wach, inzwischen kommt das aber nicht mehr in Frage. Wenn ich keinen Schlaf bekomme, kann ich auch nicht gut zeichnen oder Texte schreiben. Man sollte es vermeiden, zu lange ohne Schlaf auszukommen, das schadet zu sehr. […]

Ich schlafe immer drei Stunden lang. […] Napoleon hat angeblich drei Stunden am Tag geschlafen, also dachte ich mir, das schaffe ich auch! […]

Urlaub habe ich keinen, ich bin fast immer mit Arbeiten beschäftigt. Wenn ich Doramas oder Krimis schaue, denke ich: ‚Das ist wohl auch für die Arbeit‘ und kann das nicht im ganzen Ausmaß genießen.

[Meine erste Wahl für einen Energieschub?] Die Tokyo Giants [eine Baseball-Mannschaft]! Ansonsten esse ich liebend gern Curryreis. Mein zuständiger Chefredakteur kauft mir immer welchen von meinem Lieblingsladen. […] Der hat allerdings eine Menge Kalorien, davon werde ich noch dick (leidiges Lachen). Im Moment wiege ich 80 Kilo noch was, ich würde aber gerne auf einen 70er-Wert kommen. Früher war ich Haut und Knochen und konnte essen, ohne je dick zu werden. Ich habe mal was mit 50 Kilo gewogen! […] Wenn ich viel nachdenke, kommt mein Heißhunger auf Schokolade und anderes Süßzeug auf… da wird man dann zwangsläufig dick von.

Zuletzt sehr froh war ich zum Beispiel, als der Film „Lupin III vs. Detektiv Conan“ erfolgreich anlief. Ich hatte zunächst einige Sorgen, aber dieser Besucheransturm war erstaunlich. Wäre es ein Flop geworden, hätte ich mich für Monkey Punch schlecht gefühlt. […] Dann sind da noch die Planungen für das Anime-Special im Herbst. […]

[Was den Ablauf für die Film-Produktion angeht,] legen wir zuerst fest, welche Handlungsorte und Charaktere benutzt werden. Ich tausche mich dann mit dem Drehbuchautor aus, wir bestimmen die Ausrichtung des Films und überlegen, ob wir z.B. Unterstützung von den Meeresselbstverteidigungsstreitkräften ersuchen sollten, um ein Aegis-Kriegsschiff zu verwenden, oder ob wir eine Zusammenarbeit mit der J. League [japanische Fußball-Liga] anstreben.

Wir kommen dann in ein Gespräch wie: „Welchen Trick wollen wir verwenden, schließlich haben wir einen Mystery-Anime“ und *schwupps* kommt mir mit einem Mal eine glänzende Idee. Es beginnt immer mit einer kleinen Bemerkung von mir, die sich entfaltet. […]

Poster für Film 18
Poster für Film 18

Die Telefonabsprachen für den Film dauern in etwa eine Stunde. Im 18. Film kommen wichtige Charaktere aus dem Originalwerk wie Akai Shuichi erstmals vor.

Dem Drehbuchautor Kazunari Kouchi gelingt es sehr gut, die Persönlichkeiten der Charaktere zu erfassen und er überwacht entsprechend ihre grafische Darstellung. […] Weil Sera eher wie ein Junge spricht, gab es da etwas Unsicherheit: ‚Ist sie so männlich genug? Oder sollten wir sie doch etwas weiblicher darstellen?‘ Das ist ganz lustig, denn wenn ein Anruf bei mir eingeht: „Das mit Sera-chans Ausdrucksweise ist schwierig, damit habe ich Probleme… Entschuldigen Sie, dass ich Sie deswegen störe“, dann antworte ich: „Ja, das ist wirklich schwierig, da muss ich auch immer überlegen.“ […]

Weil ich [die Filme] beaufsichtige, gibt es eine gewaltige Menge an Dialog. Der 17. Film hatte bisher den meisten Dialog und hat auch bei der Nachvertonung am meisten Zeit beansprucht.

[Ich habe mich mit dem 18. Film für eine Film- statt Manga-Umsetzung entschieden] wegen der realistischen Darstellung der Scharfschützen und den neuen Charakteren, die in dem Film erstmals auftreten. Beim Anime, der im Fernsehen läuft, hätte das den Rahmen gesprengt (was Charaktere und Laufzeit betrifft), daher kann man es so denke ich besser genießen. Der 18. Film greift erstmals in einem Handlungsstrang ein wenig voraus, aber zur Kinopremiere werde ich dazu eine Verknüpfung im Originalwerk herstellen. Fans werden den Film beruhigt ansehen können.

Zu Beginn der Serialisierung gab es so einige Tabus. Außer Nobita-kun aus „Doraemon“ und Arale-chan aus „Dr. Slump“ gab es praktisch keine (Haupt-)Charaktere mit Brille, die [bei den Lesern] gut ankamen. […] Inzwischen gibt es wohl schon einige coole Charaktere, die eine Brille tragen? Das ist Conans Verdienst! [Conan] ist gewissermaßen auch eine Homage an „Superman“, weil der sich eine Brille aufsetzt, um als Clark Kent unattraktiver auszusehen. Genauso verbirgt ja auch Conan seine wahre Identität. Dann war da noch Conans Name [ein Problem]. Es gab bereits „Mirai Shounen Conan“, daher riet mir mein damaliger Chefredakteur von Conan ab und schlug mir stattdessen Doyle-kun als Namen vor. „Ach was… belassen wir es doch bei Conan“, antwortete ich freiheraus und dachte mir insgeheim: „Wird doch eh bald wieder zu Ende gehen [die Serie].“ Ich habe dann sogar noch hinzugefügt, vielleicht als Bluff: „Wir werden ‚Mirai Shounen Conan‘ übertrumpfen!“

Die sprechende Schildpattkatze Holmes aus der Krimireihe „Mikeneko Holmes“ von Jirou Akagawa war meine Inspiration für Conan als Charakter. Die Katze sagt: „Miau, miau!“, der Polizist hört das, meint: „Hier etwa?“ und schon ist der Fall gelöst. […]

Für das Krimi-Genre habe ich mich entschieden, weil damals in der Konkurrenz-Zeitschrift „Shuukan Shounen Magajin“ die Serie um den Jungdetektiv Kindaichi so gut lief. Da kam dann von unserer Redaktion die Frage: „Wie wäre es mal mit einem Krimi?“ und mein erster Gedanke war: „Das wäre doch die reinste Plackerei.“ Dann ist mir jedoch eingefallen, dass ich mich früher gerne mit Krimis beschäftigt habe und so fing alles an.

Der Entwurf für Ran hat im Gegensatz zu Conan, dem ich innerhalb von einer Minute die Haare von Yaiba gegeben und die Augenbrauen etwas normaler gezeichnet habe, deutlich länger gedauert. […] Ihre Oberweite war am Anfang [der Serie] noch ziemlich üppig, inzwischen ist sie recht normal. […] Entschuldigung, dass ich sie nicht mehr so groß zeichne.

Daszto Lio

Ich heiße Marcel, wohne in einem Fluss im Raum Berlin und bin in Wirklichkeit ein Sumpfbiber. Wie ich ein "Schüler" von Conan wurde: Auf "Detektiv Conan" bin ich durch die Ausstrahlung der Serie auf RadioTiefseeLagune2 so etwa im Jahr 2003 gestoßen, hab mich damals allerdings noch nicht allzu sehr mit der Serie auseinandergesetzt, da ich quasi mittendrin angefangen hab und z.B. nicht um die Hintergründe der Charaktere wusste. Ende 2008 habe ich dann die Serie wiederentdeckt und diesmal war mein Interesse mehr geweckt, weil ich von der allerersten Episode angefangen habe. Nach einiger Zeit fleißigen Schauens war ich dann endlich auf dem japanischen Stand (das war ca. Episode 520) und kenne mich mit der Serie inzwischen sehr gut aus. Wenig später sah ich mir dann auch die zusätzlichen Veröffentlichungen zur Serie in Form der Filme, OVAs, etc. an und holte mir mit "Detektiv Conan" auch meinen ersten Manga. Meine Aktivität in der Community: Im Februar 2010 meldete ich mich schließlich nach ein paar kleineren Bearbeitungen in unserem Wiki an und drei Monate später begann ich, Beiträge für den Newsblog zu schreiben. Sonstiges: Neben "Detektiv Conan" sehe ich auch sehr gerne andere Anime-Serien und habe daher auch angefangen, mir ein paar Grundkenntnisse der japanischen Sprache anzueignen.

10 Gedanken zu „Japan: Interview mit Gosho Aoyama in der „Detektiv Conan“-Zeitung

  • 16. Februar 2014 um 10:24
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    Erstmal danke für die Übersetzung.

    Das Interview ist geil. Jetzt wissen wir wenigtens das der Film halbkanoisch und ein „Zusatzinfo“-Film ist.
    Klingt doch gut ^^

  • 16. Februar 2014 um 11:23
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    Ha, Conan wird also doch für Erwachsene gezeichnet! ;D

    Allerdings gefällt es mir nicht, dass der 18. Film halbkanonisch sein soll … Dann müsste man auch zwanghaft die anderen Filme als Halbcanon ansehen und alles würde durcheinander geraten. Aber warten wir erst mal ab.

    Ansonsten gab es ein paar interessante Informationen zu Aoyama und zu Conan; schade, dass nichts von Anokata dabei war xD

    Liebe Grüße ^.^

  • 16. Februar 2014 um 18:28
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    LOL „Detektiv Doyle“

  • 16. Februar 2014 um 18:49
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    „Ihre Oberweite war am Anfang [der Serie] noch ziemlich üppig, inzwischen ist sie recht normal. […] Entschuldigung, dass ich sie nicht mehr so groß zeichne.“ LOL

    Mhhh ich kanns garnichtmehr bis Film 18 abwarten!!!!

  • 17. Februar 2014 um 16:41
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    Ha Ha hammer interview.
    Der 18 Film wird super! ^-^

  • 17. Februar 2014 um 16:45
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    Wahnsinn, endlich mal wieder ein brandaktuelles Interview von unserem Gosho! 😀
    War wirklich äußerst interessant – vielen Dank für die Übersetzung! ^_^

    Und jaaa, also zeichnet er den Manga doch für Erwachsene – auch wenn er doch mal in einem anderen, älteren Interview gesagt hat, dass Conan eine Kinderserie sei – also was nun? o.o xD Aber dass es doch eine Erwachsenenstory ist, finde ich super – werde ich meinen Eltern das nächste Mal unter die Nase reiben, falls sie sich wieder über mich lustig machen, dass ich mit 21 noch Conan anschaue >___< xDDD

  • 17. Februar 2014 um 17:18
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    Wow, das klingt ja vielversprechend. Kann es schon gar nicht mehr erwarten ….

    Vielen vielen Dank für die Übersetzung!!!!!!!

  • 25. Februar 2014 um 00:25
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    „Aber dass es doch eine Erwachsenenstory ist, finde ich super – werde ich meinen Eltern das nächste Mal unter die Nase reiben, falls sie sich wieder über mich lustig machen, dass ich mit 21 noch Conan anschaue >____<, danke Lina, ich bin also nicht die Einzige mit diesem Problem!

  • 23. März 2014 um 22:25
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    Hihi, nichts zu danken Shinichi&Ranforever, wir müssen doch schließlich zusammenhalten <3
    Außerdem bin ich mir sicher, dass es auf der ganzen Welt mehr erwachsene Conan-Fans gibt als Kinder-Fans; die Serie hat ja schon in den Neunzigern begonnen; die Jugend heutzutage kennt den Anime kaum noch … was ziemlich schade ist eigentlich :-/

  • 15. Juli 2014 um 14:51
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    Danke auch für die Übersetzung & Die Infos!

    Das Interview war klasse, Ayoama ist einfach dufte;D
    Wie schon erwähnt, finde ich es auch schade das es heut zu Tage kaum noch jemand kennt.
    Es ist eine der schönsten Serien überhaupt und ich werde immer Fan bleiben…egal was meine Mitschüler über DC denke.
    Das ist wenigstens nicht so sinnlos wie manch andere Sendungen!

    Ihr seid klasse…ConanFansForever♥

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