Filmkritik zu Film 21: Der purpurrote Liebesbrief

Der purpurrote LiebesbriefWir waren im Kino und haben den 21. Detektiv Conan Film Der purpurrote Liebesbrief gesehen. Erfahrt unseren Ersteindruck in einer frischen Rezension.

Wenn man den Kinosaal verlässt, weht einem plötzlich ein angenehmer Herbstwind entgegen. Beinahe sind auch braun und rot anmutende Ahornblätter zu vernehmen, welche in den frischen Gedanken durch die Luft schweben. Detektiv Conan hat beispiellos und zweifellos die heimische Kinoleinwand erobert. Es war außerdem ein brillanter Schachzug Detektiv Conan – The Movie (21) – Der purpurrote Liebesbrief anstelle von Der dunkelste Albtraum zu zeigen. Dazu später mehr.

Der purpurrote Liebesbrief

Etwa zwei Drittel des Saals im CinemaxX in Kiel war gestern gefüllt. Meine persönlichen Erwartungen wurden somit deutlich übertroffen. Als es dann losging, wurden uns erst einmal Heiji Hattori und Kazuha Toyama vorgestellt. Das empfand ich nicht als zwingend notwendig, aber auch nicht als verschwendete Lebenszeit. Der Film beginnt darüber hinaus mit einer völlig überdramatisierten Bombeneinlage und ähnelt dabei frappierend dem 16. Film Der 11. Stürmer. Nach ebendieser hätte man das Ende des ersten Filmes Der tickende Wolkenkratzer einblenden und den Film mit dem (übrigens wunderschönen) Abspann beenden können, so unangenehm drängelte sich Höhepunkt an Höhepunkt. Weshalb hat mich Der purpurrote Liebesbrief trotzdem gepackt?

Alte Liebe, neues Kartenspiel

Nein, mich blendete nicht allein der Fakt, dass ich zwischen dutzenden Fans in einem Hauptbahnhofkino saß. Was mich packte war der – nachdem die ersten ca. 20 Minuten vorüber waren – durchgehend gelungene Spannungsaufbau, der sich von einer ungewohnt großzügigen Prise Humor umschmeicheln ließ. Der Film hat für mich endlich wieder Charaktere ins überdimensionale und langweilige Universum gepflanzt. Sie wirken lebendig und durchdacht. Charaktere, die nicht namenlos durch den Film spazieren, um am Ende direkt völlig unverbraucht sterben zu müssen. Momiji Ōoka wird die Rolle der Kazuha-Rivalin aufgetragen, die sie fantastisch spielt. Weniger fantastisch dargestellt wurde dagegen das Kartenspiel-Turnier, das man zu wenig mitbekommt…

Das populäre japanische Kartenspiel Karuta mag auf den ersten Blick kein Ahornblatt reißen. Die Barriere zum deutschsprachigen Fan schien mir jedoch klein genug, um das Spielprinzip während des Ansehens zu begreifen. Lapidar gesagt eine Art „Klatschmemory“. Und sobald es begriffen ist, liefern der Aufstieg von Kazuha samt der Thematik des Wem-von-uns-beiden-gehört-Heiji-Films in Verbindung mit der insgesamt durchaus gelungenen Bombenserie mit mehreren Plottwists ein rundes Ganzes. Ein Film, der wenig Wissen um Detektiv Conan benötigt. Ein Film, der nicht versucht in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Charaktere einzubinden und direkt wieder umzubringen. Kurz: Ein Film, der eine hohe Zugänglichkeit besitzt, Spannung erzeugt und mit vielen lustigen Momenten begeistern kann. Perfekt also für eine Kino-Aktion! Positiv überrascht hat mich dahingehend auch die neue Minimalistik. Einige Charaktere, die in vielen Filmen völlig unnötige „Pflichtauftritte“ haben, wurden entweder gänzlich weggelassen oder auf ein gesundes Mindestmaß reduziert. Es muss nicht immer ein Megure die Ermittlungen leiten. Es müssen auch nicht immer die Detective Boys eine wichtige Rolle (im Nerven des Zuschauers) einnehmen. Ja, einige Conan-typische „unrealistische“ Elemente sind wieder mit dabei. Sollte man sich nach 20 Filmen mit diesen nicht endlich abzufinden wissen? Akzeptieren und darüber lachen.

Heiji Hattori ist endlich film-tauglich

Definitiv Conan-untypisch war dieses Mal jedoch die musikalische Untermalung. Ich hatte durchgehend das Gefühl, dass sich Katsu Ono für Der purpurrote Liebesbrief entweder völlig neu erfunden hat oder dass er gar nicht erst als Komponist zugelassen wurde! Anders gesagt: Das erste Mal hat die Filmmusik einen spürbar frischen Herbstwind erhalten. Viele neue Tunes gepaart mit einem Stil, den ich im Rahmen von Detektiv Conan zwar noch nie gehört habe, jedoch passt wie der Narkosepfeil in Kogoros Nacken. Ich fühlte mich immer wieder an Phoenix Wright: Ace Attorney erinnert. Schnelle, direkt ins Ohr gehende Kompositionen, die mich freundlich dazu auffordern doch bitte 100 % zuzuhören und zuzusehen. Etwas, das mir sagt: Bleib aufmerksam und erwartungsvoll! Altbewährte Conan-Themes wurden nur in geringen Maßen und nur zur höchsten Steigerung bestimmter Ereignisse angewandt. Katsuo Ono liefert mit diesem Movie-Soundtrack sein bis dato bestes Werk. Action und Romantik werden wunderbar begleitet.

Detektiv Conan – The Movie (21) – Der purpurrote Liebesbrief ist bei weitem kein perfekter Film. Jedoch hat sich dieser unmittelbar einen sicheren Platz in meinem Herzen erobert. Die aufgrund des von mir verhassten siebten Films Die Kreuzung des Labyrinths vorangegangene Skepsis erwies sich als unbegründet. Nach spätestens 45 Minuten hat sich diese in überschwängliche Freude verwandelt. Schön, dass dieses Werk viele Traditionen hinterfragt und sogar zu brechen weiß! Ein grundsolider Streifen mit alten und weniger alten Macken trifft auf die lang ersehnte Kino-Reanimation von Heiji Hattori, welche zuvor entweder scheiterte oder nur halbherzig angepackt wurde. Heiji Hattori wurde – besser spät als nie – phänonemal implementiert. Die DVD bzw. Blu-ray Disc avanciert von einem mit Zähneknirschen begleiteten Sammler-Kauf zu einem heiß ersehnten Pflichtkauf. Der Wind singt lalala. ♥

Diese Filmkritik spiegelt möglicherweise nicht die Meinung der gesamten Redaktion wider und ist als rein subjektive Rezension zu verstehen, von der deine persönliche Meinung abweichen kann. Verrate sie uns in einem Kommentar oder im ConanForum!

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Bilder: © GOSHO AOYAMA / DETECTIVE CONAN COMMITTEE.

3 Gedanken zu „Filmkritik zu Film 21: Der purpurrote Liebesbrief

  • 31. Mai 2017 um 15:29
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    Es war außerdem ein brillanter Schachzug Detektiv Conan – The Movie (21) – Der purpurrote Liebesbrief anstelle von Der dunkelste Albtraum zu zeigen. Dazu später mehr.

    Im Artikel steht zumindest nichts mehr…

  • 31. Mai 2017 um 15:32
    Permalink

    @Fan: „Ein Film, der wenig Wissen um Detektiv Conan benötigt. Ein Film, der nicht versucht in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Charaktere einzubinden und direkt wieder umzubringen. Kurz: Ein Film, der eine hohe Zugänglichkeit besitzt, Spannung erzeugt und mit vielen lustigen Momenten begeistern kann. Perfekt also für eine Kino-Aktion!“

  • 31. Mai 2017 um 20:19
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    Guten Abend,
    nach diesem gut wiedergegebenem „Review“, würde ich auch sehr gerne einige Eindrücke zum Conan-Kinoabenteuer äußern :

    Zuerst aller mal war ich schon baff als ich um 20:05 (ich weiß ich war spät dran, aber zum Glück liefen noch Trailer ^^) meinen Platz im Kinosaal einnahm, denn gut über 60% des Saals war voll. Die Altersgruppe lag meiner Meinung nach zwischen ~15 und 30. Da wurde mir klar das die meisten Conan-Fans 90er Kinder sind 😀
    Für eine Vorstellung um 20 Uhr an einem Wochentag war das Kino gut besetzt (Ein Samstag wäre perfekt gewesen..!).
    Ich besuchte ein Kino der Kette Cinestar, die in Konstanz liegt und augenscheinlich einige Schweizer in der Region (Zürich, St. Gallen), bei denen der Film nicht anlief, anlockte. Somit ist es für Cinestar und Kaze sicherlich ein voller Erfolg gewesen, eine grenznahe Stadt im Programm aufzunehmen.

    Und nun zum Film:
    Nach meiner Meinung nach gehört der Film definitiv zu einem der guten Conan-Filme!
    Vor allem die unkonventionelle Art und Weise des Films hat mich sehr positiv überrascht. Ich empfand den „Purpurroten Liebensbrief“ als DEN lustigsten Conan-Film bis dato heute. Diese Tatsache ist vielleicht auch an der lachenden Menge der Conan-Fans geschuldet oder vielleicht auch nicht 😀
    Der Film wurde auch zum Glück nicht erzwungenermaßen in die Länge gestreckt, wie z.B. beim 19. Film.
    Natürlich durften wie bei jedem Conan-Movie die zahlreichen Bombenexplosionen nicht fehlen ^^ und auch Stunts à la „Mission Impossible“ kommen nicht zu kurz 😀
    Man kommt schon fast zu der Annahme das Conan jedes Jahr unsterblicher werden würde. Und dieses Jahr hat sich auch Heiji in die Fußstapfen von „Conan’s-Unmöglichen-Stunts“ eingereiht 😀
    Insbesondere empfand ich die sparsamen Einsätze der „überflüssigen“ Charaktere (für die Handlung des Films),
    z.B. Sonoko, Detective Boys, etc., als sehr unkonventionell für einen Conan-Film aber angenehm.
    Einzig und allein negativ empfand ich die Charakter-Tiefe von Momiji Ooka als unzureichend, da Sie zumal Sie im Film einer der Protagonisten ist. Dieser Fakt ist sicherlich daran geschuldet, dass Sie einer der Figuren ist der von Gosho eingeführt wurde und noch zu wenige Auftritte im Manga hatte. Momiji ist also ziemlich „frisch“ im „Conanversum“.

    Als Fazit bleibt mir nur zu sagen, das es ein sehr gelungener Detektiv Conan „The Movie“ ist ^^ und mit seiner frischen Unkonventionalität überzeugt.
    Ich bin sehr froh das Kaze für dieses einmalige Erlebnis für Conan-Fans gesorgt hat und hoffe das die Kinopremiere von Conan in Deutschland nicht einmalig bleibt 🙂

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